Metaverse: Jetzt geht’s erst richtig los! - A1 Blog
Die Datenbrille im Homeoffice aufsetzen, virtuell ins Büro gehen, sich mit den Avataren der Kolleginnen und Kollegen unterhalten. Das Handy nehmen und in Echtzeit Daten in die virtuelle Welt hochladen, Infos checken – ohne Sprachbarrieren, weil die Übersetzung direkt erfolgt. Meetings abhalten, Kundengespräche führen. Ein Arbeitstag im Metaverse! So weit, so gut die Vorstellungskraft. Kann das so funktionieren? Tibor Mérey, Geschäftsführer von BCG X (Boston Consulting Group) und Spezialist und Wegbereiter für das Metaverse, rückt in einem A1 OneTEC Future Shot die Dinge zurecht. „Wir stehen am Übergang in ein neues Zeitalter. Wir entwickeln eine viel natürlichere Art und Weise, digitale und physische Welten zu verbinden und in die Umgebung zu integrieren. Unsere Kinder wachsen damit auf – daraus ergibt sich ein ganz anderer Umgang mit Menschlichkeit, als wir das heute kennen.“ Wichtig ist immer, den Menschen in den Mittelpunkt der Technologie zu stellen. „Zukunft bedeutet, keinen Verzicht haben zu müssen und besser zu leben“, bringt es Host Stefan Zimper, Director Projektportfolio und Transformation bei A1, auf den Punkt.
Vom Autotelefon zum Smartphone
In seiner Keynote zog Tibor Mérey einen Vergleich: „Wir sind heute im Metaverse im Zeitalter des Autotelefons unterwegs – das war schwer, hatte keine gute Netzabdeckung und keine lange Laufzeit. Wer das Autotelefon kannte, weiß, was sich seither getan hat. Die Reise ins Metaverse hat begonnen.“ Oder ist sie schon wieder vorbei? „ChatGPT und Creative AI haben das Metaverse in der Wahrnehmung überholt“, sagt Mérey, „das Metaverse wird ständig kritisiert, auch die NFTs haben einen Zusammenbruch erlebt. Apple vermeidet sogar das Wort Metaverse. Aber: Die Geschwindigkeit eines Hypes ist immer schneller als die Entwicklung selbst. Es braucht Zeit. Fortschritt ist unaufhaltsam und Fortschritt von heute wird das Fundament von morgen sein!“ Den Optimismus in Bezug auf das Metaverse zieht Mérey aus aktuell rund 150 Projekten, die viele unterschiedliche Entwicklungspfade für das Metaverse aufzeigen.
Metaverse kombiniert bekannte Technologien
Da wären einmal die immersiven Technologien – wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). „Diese beiden Technologien sind schneller verschmolzen, als wir gedacht hätten“, sagt Mérey, „Aktuelle Headsets bedienen beide Technologien.“ Und die Devices werden noch leichter und leistungsfähiger. Nächster Aspekt: Web3, die dritte Generation des Internets. „Web 1.0 konnte nicht viel, das war sozusagen read-only, erst mit Web 2.0 war Lesen und Schreiben im Internet möglich. Das erlaubte Social Media“, sagt Mérey, „daher sind wir nun Konsument und Content Creator gleichzeitig.“ Web 3.0 bringe Eigentum von digitalen Daten und Gütern, die eine neue Bandbreite von Use Cases ermöglichen. Weiterer Aspekt: Dezentralisierung – mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Smart Contracts, NFTs, digitalen Identitäten oder Transaktionen. Und dann die Metawelten. „Sie sind eigentlich nicht neu, aber relevanter“, betont Mérey. Er sieht in Metawelten persistente soziale Plattformen, auf denen sich Millionen Menschen unterhalten, treffen oder nur spielen. Ein Beispiel: Beim Blockbuster Fortnite würden heute mehr als 50 Prozent der Verweildauer nicht mehr mit Spielen, sondern mit Austausch, Treffen, Konzerte besuchen und Firmenevents verbracht. Ähnliche Entwicklungen gibt es bei Roblox, das Kinder spielen und konsumieren. „Die Überlappungen existieren und sie werden zunehmen“, ist Mérey überzeugt und nennt dazu die Extended Reality (XR). „Die Geräte werden besser, günstiger und einfacher verfügbar, und sie ermöglichen eine neue Art von Konsum“, weiß Mérey.
Für die heutige Generation ist Metaverse Daily Business
Aber was heißt das für die weitere Entwicklung des Metaverse? „Die Antwort darauf liegt in und bei der Generation Z und Alpha – diese Menschen bewegen sich heute ganz selbstverständlich in digitalen Welten. Sie erkennen eine Gleichwertigkeit zwischen realer und digitaler Welt. Daraus ergibt sich ein Kohorteneffekt: Jede Generation hat ein gewisses Verhalten, das sie im Alter beibehält. Daher sehen wir heute schon, wie die jungen Menschen ihren digitalen Alltag später gestalten werden.“
Eine spannende Annahme, die aber auch eines dringend benötigt, um real zu werden: die Infrastruktur. „Web 2.0 war ein Plattformökonomie-Thema. Wir suchen Vertrauen beim Plattformanbieter. Wir wollen sichere Daten und Produkte. Damit geben wir auch ein Versprechen in der Customer Experience. Mit der Blockchain kommt eine Protokoll- bzw. Kryptoökonomie – hier kann ich direkt mit dem einzelnen Produkt, Service, Anbieter und Konsument in eine Beziehung treten.“ So könnte es künftig beim Discobesuch nicht mehr nötig sein, den Ausweis zu zeigen – ein dezentraler Führerschein kann einen QR-Code produzieren, durch den der altersbeschränkte Zugang gewährt wird. „Und zwar ohne dass ich meine Daten direkt beim Eingang offenlegen muss“, sagt Mérey.
Enorme Marktchancen mit Billionen-Potenzial
Wenn das Metaverse hält, was es verspricht, dann ist mit einem unglaublich großen Markt zu rechnen. Auf 1,4 Billionen Dollar allein in 2030 schätzt BCG das Marktvolumen. „Der Großteil davon wird in der Ökonomie, durch Services und Güter geschaffen“, so Mérey. Doch wie kommen wir dorthin? Durch Netzentwicklung und stärkere Infrastrukturen sowie neue Hard- und Softwareangebote. „Das Autotelefon wurde zum Smartphone. Jetzt wird die Datenbrille von 500 Gramm auf 80 Gramm reduziert – doch dazu muss man die Rechenleistung von der Brille in die Infrastruktur bringen. Da braucht es das breitflächige Edge Netzwerk, das ohne Verzögerungen die Informationen und den Content transportiert.“ Darum gelte es jetzt, sich die richtigen Kuchenstücke vom neuen Markt zu sichern. „Beim Goldrausch wurden nicht die reich, die nach Gold suchten, sondern jene, die Harken, Spitzen und Schaufeln verkauft haben“, illustriert Mérey.
Eben deshalb suchen Firmen jetzt nach Möglichkeiten, ihre Services für das Metaverse aufzubereiten. „Und das geht quer durch alle Use Cases“, sagt Mérey. Das reicht beispielsweise von der Planung eines virtuellen Krankenhauses für den Bereich Mental Health bzw. die Integration von Beratungsgesprächen in Virtual Reality über industrielle Anwendungen sowie Weiterentwicklungen aus dem CAD-Bereich bis hin zum virtuellen Verkaufs- oder Sicherheitstraining. Als Fazit seiner Keynote nahm Mérey Anleihen bei Arthur Schopenhauer: „Jede Wahrheit durchläuft drei Phasen: Zuerst wird sie für lächerlich erklärt. Dann wird sie abgelehnt, weil kein Mensch sie braucht. Und schließlich war es von Anfang an klar, dass es so kommen würde.“
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