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Kennst du diese Fakten zur Festnetz-Vorwahl?

Viele fragen sich, woher die Vorwahlen im Festnetz kommen. Ist das historisch gewachsen oder gibt es ein System dahinter? Wenn ja: welches und wozu?

Woher kommt die Vorwahl?

1947 wurde das FZA, das Fernmeldetechnische Zentralamt, gegründet. Zu den Aufgaben dieser neu geschaffenen Stelle gehörte unter anderem die österreichweite Planung des Weitverkehrsnetzes und die Erstellung eines Fernwählnetzplanes (Wählsystem 51).

Aufgabe des Selbstwählfernverkehres sollte es sein, dem Teilnehmer die Herstellung von Fernverbindungen im Selbstwählverkehr zu ermöglichen. Bis zu diesem Zeitpunkt musste die Hilfe einer Vermittlungskraft in der Telefonzentrale zur händischen Durchschaltung der Teilnehmeranschlussleitungen und der Fernleitungen zwischen zwei Orten in Anspruch genommen werden. Teilnehmer A in Wien meldete zum Beispiel ein Telefongespräch zum Teilnehmer B in Linz an. Die Vermittlung in Wien stellte die Verbindung zwischen Teilnehmer A und der Vermittlung in Linz her. Die Vermittlung in Linz stellte sodann die Verbindung zwischen der Leitung nach Wien und dem Teilnehmer B her. Dieser Vorgang dauerte nicht nur sehr lange, er war auch sehr personalintensiv.
Die Vermittlung in Wien stellte die Verbindung zwischen Teilnehmer A und der Vermittlung her.

Die Automatisierung kommt

Mit der Einführung des Selbstwählfernverkehrs wurde dieser Vorgang automatisiert. Dazu wurde zunächst das gesamte Bundesgebiet in 1022 Ortsnetze unterteilt, die alle vierstellige Ortskennzahlen erhielten. In Wien musste jedoch wegen der siebenstelligen Gesellschaftsanschlüsse und der Auflage der ITU betreffend maximal zehnstellige nationale Nummern von dieser Vorgabe abgegangen werden. Wien erhielt daher eine dreistellige Vorwahl; diese lautete früher (0)222 und wurde später auf (0)1 geändert.

Der Teilnehmer muss auch heute noch, wenn er das eigene Ortsnetz verlassen will, zunächst die Verkehrsausscheideziffer „0“ wählen. Danach wählt er eine vierstellige Ortskennzahl (Vorwahl), durch die der gerufene Ort eindeutig bestimmt ist. Dieser Ort kann von jedem anderen Ort aus ebenfalls durch Wahl dieser vierstelligen Ortskennzahl erreicht werden.
Gebiete, die bis Ende 1969 vollautomatisiert wurden

Das bedeutet jede Ziffer

Ganz „oben“ in diesem Netzstrukturbaum waren die so genannten Hauptbereichsämter (Wien...2, Graz...3, Klagenfurt...4, Innsbruck...5, Salzburg...6 und Linz...7, dies war die jeweilige erste Ziffer der Ortskennzahl). Unter diesen waren bis zu neun Netzgruppenämter angeordnet (zweite Ziffer der Ortskennzahl). Unter diesen wiederum hingen bis zu acht Verbundämter (dritte Stelle der Ortskennzahl) und unter diesen Verbundämtern waren bis zu zehn Ortsnetze (letzte Ziffer der Ortskennzahl) situiert.

​​​​​​​Als Beispiel: Die Vorwahl für Gaming in NÖ lautet (0)7485:
  • 0 ist die Verkehrsausscheideziffer
  • 7 bedeutet die Anschaltung an den Hauptbereich Linz
  • 4 bedeutet die Anschaltung an das Netzgruppenamt Amstetten
  • 8 bedeutet die Anschaltung an das Verbundamt Scheibbs und
  • 5 ist die Kennzahl des Endamtes Gaming
Wir haben es hier also mit einem sternförmigen Fernleitungsnetz zu tun, welches aus vier Ebenen besteht. Der Verbindungsaufbau von Wien nach Gaming erfolgt nun so, dass der rufende Teilnehmer durch Wahl der Ziffer „0“ dem System anzeigt, dass er den Ortsbereich Wien verlassen möchte. Dann belegt das System eine Leitung von Wien nach Linz („7“), dann eine Leitung von Linz nach Amstetten („4“), dann eine Leitung von Amstetten nach Scheibbs („8“) und letztendlich eine Leitung von Scheibbs nach Gaming („5“). In Gaming erfolgt dann noch die Durchschaltung zum gerufenen Fernsprechteilnehmer im Ortsnetz Gaming.
So sah das Fernwählnetz des Bundeslandes Salzburg aus

Digitalisierung im Fernverkehr

​​​​​​​Diese Vorgänge wurden früher mit elektromechanischen Schaltwerken ausgeführt, später kam eine Leitwegeinrichtung dazu, die die Durchschaltegeschwindigkeit wesentlich erhöhte. Heute passiert das alles auf rein elektronischer Basis in Echtzeit.

Die Einrichtungen des Fernwahlsystems 51 waren von 1953 bis 1997 im Einsatz. 1997 erfolgte auch im Fernverkehr die Digitalisierung. Die Vorwahlen blieben aber natürlich auch nach Abschaltung der analogen Vermittlungseinrichtungen weiter gültig und werden auch bei den heutigen digitalen Anlagen weiter verwendet.
Glühbirne

Über den Autor

Gerhard Fürnweger ist Verwalter des umfangreichen Historischen Archivs von A1 Telekom. Seine Leidenschaft ist die Dokumentation und Verwaltung des riesigen geschichtlichen Fundus, denn Geschichte sollte nicht verblassen.

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