Was macht die erste Elektroinstallateurin heute bei A1? - A1 Blog
Die A1 Blog Redaktion trifft Michi Groiß im A1 Headquarter. Für das Gespräch hat sie neben Werkstücken aus ihrer Lehrzeit, Fotos und Dokumenten auch viele Anekdoten im Gepäck.
A1 Blog Redaktion: Liebe Michi, was hast du uns heute mitgebracht?
Michi: Das sind die Werkstücke aus meiner Lehrzeit. Daran haben wir geübt, wie wir mit dem Material umgehen, und die sind dann auch benotet worden. Das ominöse U-Eisen war das erste Werkstück: Dieses mussten wir in einem bestimmten Format mit einer Säge zuschneiden und mit einer Raspel feilen, das war schon spannend. Bei anderen Stücken eine Platte zufeilen, Löcher in bestimmten Tiefen bohren, Gewinde schneiden, Metall zu einer Biegung hämmern, nieten. Ich habe alles in einem Sackerl aufgehoben, die Stücke rosten nicht einmal.
Ich habe damals ein Jahr in der HAK absolviert, aber das hat mir nicht getaugt. Klassische Lehrberufe wie Frisörin und Verkäuferin haben mich auch nicht angesprochen. Ich habe mich gefragt: Was wird immer gebraucht? Strom. Meine Eltern haben mich auf Aufnahmetests für die Post und die ÖBB aufmerksam gemacht und ich habe beide bestanden.
Welche Lehre hast du dann gewählt?
Ich habe mich für die Elektroinstallateur-Lehre bei der Post entschieden. Die Situation war so: Die ÖBB brauchte auch Fernmelder und die Post auch Elektroinstallateure, weshalb es eine Zusammenarbeit und einen Austausch in der Lehre gab. Ich gehörte zu einer Handvoll Postler, die in der Lehrwerkstätte Penzing dreieinhalb Jahre lang gelernt haben. Zusätzlich hatten wir Unterricht in der Berufsschule Mollardgasse, genannt „Mollardburg“, diese habe ich mit Auszeichnung bestanden. 1990 erhielt ich meinen Lehrbrief als Elektroinstallateur.
Ich war die erste Frau, die in der Lehrwerkstätte Penzing die Ausbildung abgeschlossen hat. Zu meiner Zeit gab es keine Garderobenräume für Frauen, mein Raum war das Putzkammerl mit einem Spind darin. Ich war zufrieden. 1990 habe ich dann meinen Dienstvertrag bei der Post- und Telegraphenverwaltung bekommen. Man musste schauen, wo ich hinkomme, wo es auch Sanitäreinrichtungen für Frauen gab. So habe ich beim Fernmeldebauamt Haustechnik im Bautrupp Kassensicherung eine Stelle angenommen.
Dienstantritt Werktags immer um sieben Uhr. Unsere Aufgabe war, in den Rayonen Burgenland, teils Wien, teils Niederösterreich die Alarmanlagen auf den Postämtern zu bauen und zu überprüfen. Wenn eine Post ein neues Gebäude bezogen hat, mussten wir von der Kassensicherung hinfahren und Kabel ziehen oder Kabelkanäle verlegen. Ich war fast jeden Tag mit der Hilti-Bohrmaschine und der fast zehn Kilo schweren Werkzeugtasche unterwegs. Es kam vor, dass wir zwei oder drei Nächte im Ländle waren. Später kamen auch die Video- und Brandmeldeanlagen dazu.
Aushilfsweise habe ich auch als Entstörer gearbeitet. Handy gab es noch nicht. Auf meinem Pager bekam ich das Signal und habe beim Stützpunkt der Haustechnik angerufen, welche Störung auf welchem Postamt ich als nächstes beheben soll. Vor Ort waren sie manchmal schon überrascht, dass eine Dame dasteht. Wir mussten ja immer unseren Dienstausweis herzeigen. Darin stand Monteurin – nicht Monteur.
... hat 1986 ihre Lehre zur Elektroinstallateurin bei der Post- & Telegraphenverwaltung begonnen und war in verschiedenen Positionen bei der Telekom und später bei A1 tätig. Ihre Kolleg:innen schätzen ihre gute Laune, die sie im gesamten Büro versprüht.
Die Lehrzeit selbst war körperlich nicht so fordernd. Da kam es mehr auf die Perfektion an, wir mussten mit Winkel und Maßlehre auf den Millimeter genau arbeiten. Deshalb bin ich auch so stolz auf mein U-Eisen.
Ich erinnere mich beim Bautrupp an eine Situation bei einem Postamt: Im zweiten Stock mussten wir eine neue Unterputz-Sirene einbauen. Das heißt, man musste die Fassade aufstemmen. Der Kollege ist gleich aufs Gerüst raufgehirscht, aber ich kam nicht rauf. Da hatte mein Kollege die zündende Idee, neben dem Gerüst zu parken, sodass ich über die Fahrgastzelle auf die Galerie am Busdach geklettert bin und von dort aufs Gerüst. Ich habe mit vollem Eifer mit der großen Hilti gestemmt, aber die hat mit mir gemacht, was sie wollte, nicht umgekehrt. Da hat mir einfach die Kraft gefehlt, also hat mein Kollege weitergemacht. War eine lustige Zeit!
Es gab keine Reibereien oder Hickhack, alles wurde sofort besprochen. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und geholfen. In der Ausbildung war ich manchmal das Zugpferd oder die Musterschülerin. „Schaut’s euch die Michi an, gebt’s Gas mit den Noten“, haben die Ausbildner dann gesagt. Ich bin da vorurteilslos reingegangen und ich glaube, für die Burschen war das auch gar nicht so ein Thema. Ich war über acht Jahre lang beim Bautrupp, es war wirklich eine schöne Zeit.
In der Lehrzeit mussten wir in einer Wohnsiedlung in St. Pölten in den Stiegenhäusern aufstemmen, um Leitungen zu verlegen. Ich stand auf der Leiter und stemmte 50 Mal auf einen – wir sagen doppelt gebrannten Ziegel – ein und der bewegte sich überhaupt nicht. Dann kam der Ausbildner her, die Zigarette im Mundwinkel, haute zweimal drauf und schon war der Ziegel heraußen: „Michi, weitermachen.“
Und beim Bautrupp einmal am Faschingsdienstag hat uns die Fernmeldeinspektion im Burgenland verfolgt. Sie kontrollieren die Überprüfungsfahrten und u.a. auch das Fahrtenbuch. Genau an diesem Tag hatte ich ein T-Shirt mit einem Schweinchen an, das war mir dann furchtbar peinlich.
Mein Sohn hat sich angekündigt, da ging das mit den auswärtigen Nächtigungen nicht mehr. Ab dem Jahr 2000 war ich zwei Jahre lang in der Bezirksbauführung in einem Bürojob. Ich habe mich dann auf einige Positionen im Headquarter beworben und kam als Assistentin zur Telekom. Die Assistenztätigkeit habe ich über die Jahre in ganz verschiedenen Bereichen ausgeübt: Produkt- und Support Management, Marketing Retail, Marktforschung und schließlich in der Marketingkommunikation bei A1.
Mein Job macht mir heute noch Spaß, weil er so abwechslungsreich ist, mit immer neuen Herausforderungen. Wir bekommen immer neue Systeme, eine neue Challenge. Jetzt gerade bin ich unter den Test-Usern für einen neuen Release.
Heute finden wir schon viel mehr Frauen in der Lehre und in technischen Berufen bei A1. Gibt es etwas, dass du jungen Frauen mitgeben möchtest?
Dass ich einmal da bin, wo ich heute bin, hätte ich niemals gedacht. Wir Mädels können genau das gleiche wie die Burschen. Natürlich bei manchen Sachen, was Kraft anbelangt, sind wir ein bisschen hinten nach, aber das können wir auch aufholen. Ich sehe, heute gibt’s u.a. Roboter in der Lehre. Hätte es dies damals gegeben, hätte ich mich sicher auch mit dem Roboter beschäftigt und programmiert. Also: Auf geht’s, Mädels! Traut euch ruhig was und macht euren Traum wahr. Ich habe das damals auch gemacht.
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