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Die Geschichte des Telefonbuchs

Anekdoten und Skuriles über die Geschichte des Telefonbuchs

Zur Frage, ob jemand Telefonbücher tatsächlich liest, soll sich angeblich der berühmte Altgraf Bobby erschöpfend geäußert haben: „Na gut, viele Personen, aber sehr wenig Handlung!“ ​​​​​​​Wir wagen einen Blick ins Archiv, wie sich das Telefonbuch über die Jahrzehnte verändert hat.
Links: Öffentlicher Münzfernsprecher am Stephansplatz, 1957. Rechts: Fernsprechaußenzelle, 1960.

Ursprünglich ein Abonnentenverzeichnis mit 154 Teilnehmern

Das erste Telefonbuch, das allerdings nicht „Telefonbuch“, sondern „Abonnentenverzeichnis“ genannt wurde, wurde von der „Ersten Wiener-Privat-Telegraphen-Gesellschaft“ am 1. Dezember 1881 herausgegeben. Es bestand aus einem einzigen Blatt, auf dem die Namen der 154 Teilnehmer aufgelistet waren. Bereits 1886 wurde ein aus 28 Druckseiten bestehendes kleinformatiges Heftchen um den Verkaufspreis von 10 Kreuzer an Interessenten abgegeben. 1893 füllten die vielen Teilnehmer schon ein ansehnliches Buch mit 300 Seiten und auch ein Berufs- und Branchenverzeichnis wurde aufgelegt.

​​​​​​​Rarität alte Telefonbücher

Die Kronländer hatten eigene Telefonverzeichnisse (z.B. Böhmen, Ungarn, Prag, Brünn, Budweis und Pilsen). Die Telefonteilnehmer von Niederösterreich wurden als Anhang zum Wiener Abonnentenverzeichnis veröffentlicht. 1938, als die österreichischen Telefonbücher schon die Handschrift der deutschen Reichspost trugen, stellte man auf das auch heute noch übliche DIN A4-Format um. Alte Telefonbücher sind heutzutage gesuchte Raritäten, weil sich mit ihrer Hilfe Fragen beantworten lassen, auf die sonst niemand mehr eine Antwort weiß. Immer wieder kommen Anfragen aus aller Welt entweder an das Historische Archiv von A1 oder an die Öffentlichkeitsarbeit der Österreichischen Post von Ahnenforschern oder von Personen, deren Vorfahren vor dem Zweiten Weltkrieg in Österreich sesshaft waren und hier über Besitz, ein Geschäft oder ein Unternehmen verfügt haben. Selbst wenn sie aller Dokumente verlustig gegangen waren, erinnert das Telefonbuch daran, dass sie hier gelebt haben, welchen Beruf sie gehabt haben und wo sie gewohnt haben.

Telefonbücher aus dem Jahr 1955. Foto: A1 Telekom Austria AG.

Wichtige historische Informationen aus alten Telefonbüchern

Viele Menschenschicksale wurden durch eine Telefonbucheintragung in völlig neue Bahnen gelenkt. Ein Wiener Anwalt suchte zum Beispiel den Erstbesitzer eines Kinos, das 1938 arisiert worden war. Das Suchen in alten Telefonbüchern brachte den Namen, die Adresse und den Beruf des Erstbesitzers ans Tageslicht. Der jahrelange Rechtsstreit wurde mit Hilfe eines Telefonbuchs aus dem Jahre 1925 gelöst.

Wie lautet die Telefonnummer des Kaisers?

Auch Personen, die Maturafeiern oder Vereinsjubiläen organisieren wollen, finden in alten Telefonbüchern oft längst vergessene Adressen von ehemaligen Kollegen. Historiker können aus den alten Berufs- und Branchenverzeichnissen nicht unerhebliche historische Informationen gewinnen. Schlussendlich gehören auch noch die Verfasser von Biografien, Heimat-, Bezirks- und Firmenchroniken zu der Klientel, die sich für die verstaubten Schätze, die in unseren Archiven lagern, interessieren.
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​​​​​​​Die meist beauskunftete Person ist übrigens unser alter Kaiser. Es ist ja bekannt, dass er auf seinem Schreibtisch einen Apparat stehen hatte, mit dem er aber nie telefonierte. Und bevor du jetzt eine Anfrage an das Historische Archiv von A1 sendest: Ab 1889 konnte man den alten Herrn unter der Wiener Abonnenten-Nummer 750 erreichen. Der Telefonbuch-Eintrag lautete: „Obersthofmeister-Amt Sr. K.u.k. Apostol. Majestät“. Die Adressangabe erübrigte sich selbstverständlich…

Telefonbücher aus den Jahren 1928 und 1934

Wo bekomme ich ein Telefonbuch?

Prinzipiell erhält jeder Festnetz-Teilnehmer ein Telefonbuches seines Bezirks/Bundesland kostenlos. Es wird nur die Zustellung verrechnet. Hier findest du mehr Informationen.

Glühbirne

Über den Autor

Gerhard Fürnweger ist Verwalter des umfangreichen Historischen Archivs von A1 Telekom. Seine Leidenschaft ist die Dokumentation und Verwaltung des riesigen geschichtlichen Fundus, denn Geschichte sollte nicht verblassen.

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