Das umfangreiche Archiv von A1 und ihren Vorgängerinnen - A1 Blog
Wusstest du, dass die Vorgängerorganisation von A1 bereits 1866 gegründet wurde? Die Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung teilte sich später in Post und Telekom Austria AG und firmierte noch später als Telekom Austria AG. Kollege Gerhard Fürnweger kennt diese Geschichte in- und auswendig: Er betreut nämlich einen historischen Schatz an Telefonen, Faxgeräten und Internet-Infrastruktur. Die A1 Blog Redaktion hat ihn zum Interview getroffen.
Gerhard Fürnweger: Mein Name ist Gerhard Fürnweger und ich betreue das historische Archiv. Am 12. August werden es genau 50 Jahre, dass ich im Unternehmen bin. Angefangen habe ich in der Übertragungstechnik. Und dann habe ich so ziemlich alles durchgemacht, was es in diesem Haus zu machen gibt.
Gerhard Fürnweger leitet das umfangreiche Historische Archiv von A1 mit großer Leidenschaft, um die Geschichte lebendig zu halten. Sein tiefes Wissen teilt er regelmäßig in Artikeln auf dem A1 Blog.
A1 Blog: Was können Besucherinnen und Besucher im Historischen Archiv erleben?
Gerhard Fürnweger: Hier kann man sich die Geschichte der Telefonie in Österreich anschauen. Wir haben ein Exponat, das praktisch der Anfang der Telefonie ist. Die ersten Telefonate hat man über ein Hörrohr gemacht. Daran hing eine Trillerpfeife, in die man hinein gepfiffen hat. Am anderen Ende war die Vermittlung. Die hat den Ton gehört und wusste somit, dass hier ein Teilnehmer etwas möchte. Ende der 20er Jahre hat dann die automatische Telefonie begonnen. Das heißt, die Apparate wurden mit Wahlscheiben ausgestattet und damit konnten die Teilnehmer selbst die Verbindungen herstellen.
A1 Blog: Du hast vor 50 Jahren deinen Dienstausweis bekommen. Welche Gefühle löst das aus?
Gerhard Fürnweger: Das löst gar keine Gefühle aus.
A1 Blog: Aber denkst du dir so: „Wahnsinn, wo ist die Zeit hingekommen?“
Gerhard Fürnweger: Ja, das auf jeden Fall. Und was ich natürlich auch merke, ist, dass alle meine Kollegen, mit denen ich unterwegs war, jetzt der Reihe nach in Pension gegangen sind. Es gibt nur noch einen zweiten Kollegen, der so lange dabei ist, wie ich- Der Leopold da gibt es eine lustige Geschichte:. Wir waren vor einiger Zeit auf einer Tagung. Dort waren auch viele junge Kollegen. Alle haben erzählt, wie lange sie schon im Unternehmen arbeiten. Und ich bin dann aufgestanden und habe gesagt: „Mein Name ist Fürnweger, das ist der Herr Kraus. Und miteinander sind wir 100 Jahre beim Unternehmen!“.
A1 Blog: Was ist der größte Unterschied zwischen jetzt und damals?
Gerhard Fürnweger: Damals war alles bürokratisiert und kompliziert. Das war irre! Zum Beispiel: Wir hatten früher keine Kugelschreiben. Wir haben alle mit Bleistift geschrieben. Da hatte auch jeder seinen eigenen Bleistift. Die sind nicht einfach so herum gelegen. Dasselbe galt für Klopapier: Jeder hat einmal im Monat eine persönliche Klopapierrolle bekommen. Das ist kein Witz! Das glaubt dir ja heute keiner mehr ... aber damals war es so.
A1 Blog: Bitte gib uns einen kurzen Überblick über deine beruflichen Stationen bei A1 bzw. Vorgängerunternehmen.
Gerhard Fürnweger: Ich habe in der Übertragungstechnik angefangen und hatte das Glück, dass damals gerade die Datentechnik aufgekommen ist. Und in der Abteilung, wo ich war, waren relativ viele schon in dem Alter, wo sie sich mit dem nicht mehr beschäftigen wollten. Und dann bin ich da eigentlich hinein gerutscht . Und dann habe ich Verschiedenstes gemacht. Ich war dabei, als wir die Kreditkartenmünze in Österreich eingeführt haben. Damit war ich dann drei Jahre beschäftigt. Danach habe ich Security gemacht und dann habe ich gemeinsam mit einem anderen Kollegen das Telekom Archiv als Ausstellung organisiert.
A1 Blog: Was waren die prägendsten technologischen Entwicklungen?
Gerhard Fürnweger: Früher gab es innerhalb Österreichs unterschiedliche Telefonie-Systeme. Das war umständlich: einerseits wegen der Ersatzteile und Instandhaltung der Geräte, andererseits wegen der Schulung der Bediensteten. Die Leute kannten sich üblicherweise nur mit einem System aus und konnten dann nicht ins Nachbaramt gehen, weil dort möglicherweise ein anderes System war. Das System wurde dann aber vereinheitlicht. Da war dann alles elektronisch und die ganzen mechanischen Bauelemente sind weggefallen. Der große Schritt ist natürlich die Datentechnik gewesen.Als ich gekommen bin, hat das gerade angefangen. DM war damals zum Beispiel die erste Handelskette, die sich diese Technik zu Nutze gemacht hat.
Das heißt, bei DM gab es als erstes das Kassensystem, wie wir es heute kennen. Also über die Kassa als Zentralrechner wurde erfasst, wenn ein Paket Waschpulver in einer Filiale verkauft wurde. Das hat in weiterer Folge dazu geführt, dass der nächste LKW mit diesem fehlenden Paket Waschpulver beladen wurde. Der nächste Schritt waren die Bankomaten. Das ist alles erst mit der Datentechnik möglich geworden. Das war ein Riesenschritt. Heute ändern sich die Dinge ja auch immer. Früher hatten wir beispielsweise einfache Passwörter, heute verwendet man 3D Authentifizierung. Alles wird immer komplizierter, weil es immer mehr Manipulationen gibt. Die Datentechnik war jedenfalls der größte Schritt . Ohne sie würde heute gar nichts funktionieren.
A1 Blog: Welche Technologie steht als nächstes an?
Gerhard Fürnweger: Das weiß ich nicht. Wir haben jetzt eh schon so viel. Aber vor zehn Jahren hätten wir uns das nie träumen lassen, was heute alles möglich ist. Ich glaube, wir können uns heute nicht vorstellen, was in zehn Jahren ist. Also, ich kann es mir nicht vorstellen.
A1 Blog: Woran erinnerst du dich gerne zurück?
Gerhard Fürnweger: An unsere Frühstücksrunden. Die waren erstens einmal unterhaltsam und zweitens hat man bei diesen Frühstücksrunden mehr erfahren als bei Dienstgesprächen, weil jeder hat einfach erzählt. Da sind Erfahrungen ausgetauscht worden. Das war lustig und es hat auch wirklich was gebracht.